Spiker's Berlin

Das Königl. Gewerbe Institut

Das Palais in der Klosterstrasse Nr. 36., welches früher in dem Besitze der Grafen Haake was, erhielt durch die Gnade Sr. Majestät des Königs einen so grossartigen Ausbau, dass es nun zu den schönsten Gebäuden Berlins mit vollem Rechte gezählt werden kann. Es erhebt sich dasselbe zu einer Höhe von 3 Stockwerken, welche in ihrer Front 11 Fenster haben. Ein Sehr geräumiger Flur führt zu den Treppen, die sich nach den oberen Etagen in zwei Armen leicht und geschmackvoll hinauf winden. Dort, wo unserer Bild den Balkon zeigt, mit der auf denselben führenden Thür, befindet sich ein grosser Saal, der von Sr. Majestät dem Könige den Sitzungen des Gewerbevereins angewiesen ist. Den Sims des Gebäudes schmückt der Preussische Adler und die Krone, und die Inschrift:

Friedrich Wilhelm III. dem Gewerbefleisse verkündet den Zweck, dem die Huld des verehrten Monarchen das Gebäude überwiesen hat.

So hat denn auch hier der Verein zur Beförderung des Gewerbfleissen in Preussen, die technische Gewerbe-Deputation, und das Technische Gewerbe-Institut in diesen Lokalen Raum für seine Wirksamkeit gewonnen. Der erstgenannte Gewerbe-Verein datirt von dem 29, April 1820. Ein grosser Zweck, nämlich die Beförderung der vaterländischen Gewerbe durch Kenntnissnahme und Prüfung in- und ausländischer Entdeckungen, durch Konkurrenz und Aufmunterungen aller Art, beseelt deine Mitglieder, welche die freie Wahl zusammengeführt hat. Einem erwählten Vorstande ordnet sich der gesammte Verein unter; die einzelnen Mitglieder theilen sich nach der Art ihrer gewerblichen Betriebsamkeit in mehrere Abtheilungen, deren Vorsteherschaft wiederum durch Wahl besetzt wird. Den Plenarsitzungen, denen jedes Mitglied des Vereins beiwohnen kan, ist durch Sr. Majestät den König der grosse Saal des Gebäudes huldreichst angewiesen worden. Die Verhandlungen derselben werden jährlich in 6 Lieferungen herausgegeben. Aber nicht nur den Plenarsitzungen hat die Gnade Sr. Majestät ein geräumliches Lokal angewiesen, sonder auch die Bibliothek und die Sammlungen fanden in dem Anbau, der durch den Ankauf eines Nebenhauses im Jahre 1828 gewonnen werden konnte, in den oberen Stochwerken ihren Platz, während im untersten Stockwerk eine geräumige Zeichenklasse eingerichtet ist, für die Schüler des Gewerbe-Instituts, denen in diesen Gebäuden von 8 Lehrern, unter der Direction des Dirigenten der Gewerbeabtheilung im Ministerium, Unterricht in den mathematischen, physikalischen und chemischen Wissenschaften, im Modelliren und Bossiren erheilt wird. Ausserdem lernen die Schüler hier Giessen und Ciseliren und erbwerben in allen Arten der Holzarbeiten die gehörige Fertigkeit. So werden aus ihnen Maschinenbauer gebildet und Vorsteher grosser Fabriken und anderer Industrieanstalten. – In demselben Hause findet endlich noch drittens die technische Gewerbe-Deputation ihr Geschäftslokal, deren bestimmung es ist, die Gewerbekunde zu verbreiten, und die Ergebnisse ihrer Forschungen dem Ministerium mitzutheilen, und die von demselben geforderten Gutachten zu bearbeiten. Ein Director und 7 Mitglieder sind zu dieser Deputation berufen. Der grosse Umfang aber des Hauses erlaubt es, ausser diesen Geschäftslokalen noch für 2 grössere Dienstwohnungen und eine Wohnung für den Kastellan Raum zu finden, von denen jene in dem dritten, diese in dem untersten Stochwerk befindlich sind.

Was man ausser der beiden eben beschriebenen Häuser auf unserem Bilde noch sieht, ist ein Theil der Klosterstrasse, der durch die Parochialkirche abgeschlossen wird. Die linke Seite des Bildes zeicht zunächst das Graue Kloster und das Lagerhaus, über deren Geschichte schon in den früheren Heften referirt worden ist. Das Thürmchen auf der Sternwarte des Grauen Klosters ist wohl nur erst projektirt.